"Meine hat auch am Krümmer gequalmt, da sind die Wellendichtringe dran schuld". So oder ähnlich qualifiziert melden sich Spezialisten zu Wort, wenn das Thema Wellendichtringe angeschnitten wird.
Wellendichtringe oder auch dem Handelsnamen nach Simmeringe sind generell dazu da, Wellen radial gegen Medien abzudichten. Öl z.B. oder auch mal verdichtete Luft. Man braucht sie z.B. an der Abtriebswelle oder am Schalthebel, damit das Getriebeöl im Gehäuse bleibt und nicht auf die Strasse tropft. Soweit verständlich. Mysthisches umgibt hingegen die beiden verborgenen Exemplare an der Kurbelwelle. An den "alten" Motoren musste man noch den Motor spalten, um deren angesichtig zu werden. Die M500/M700 Serie erlaubt den Wechsel ohne Komplettzerlegung des Motors und macht ihn damit anfällig gegen Reparaturversuche.
Das Exemplar auf der linken Kurbelwellenseite dichtet gegen das Getriebeöl. Glänzt dies durch fast vollständige Abwesenheit darf man hier ruhig mal einen Verdacht erheben.
Auf der rechten Seite dichtet der Wellendichtring das Kurbelgehäuse gegen die Außenluft. Ein undichter Wellendichtring lässt komprimierte Gase nach außen und führt beim Ansaugtakt Falschluft zu. Ob das so ist, kann man nach Demontage des Lichtmaschinendeckels meistens erkennen. Ein Drehen am Polrad geht mit deutlichen Zischgeräuschen einher. Außerdem dürfte es hinter der Grundplatte dann ziemlich verölt aussehen. Bemerkbar macht sich dieser Defekt mit einem instabilem Leerlauf, der sich vor allem beim Abtouren nicht mehr beruhigt.
Der Wechsel ist auf dieser Seite vergleichsweise einfach und schnell erledigt. Nach Abziehen des Polrads mit dem Polradabzieher und Demontage der Grundplatte (vorher Position markieren) kann der alte WDR einfach mit dem Schraubenzieher rausgehebelt werden. Für diesen wie für jeden anderen WDR gilt beim Neueinbau: vorher Lauffläche innen einfetten und dann 1. gerade und 2. vollständig = bündig zum Gehäuse einpressen. Passende Nuss in der Größe des Außendurchmessers und behutsame Hammerschläge sollten helfen. Dann sollte auch nichts mehr schief gehen, so wie hier (Fundstück):
Auf der anderen Seite muss man den kupplungsseitigen Gehäusedeckel demontieren. Das alte Öl muss vorher raus und dann später durch neues ersetzt werden. Auch eine neue Dichtung muss dann her. Die alte sollte vorsichtig und vollständig entfernt werden, ohne die Dichtflächen zu beschädigen.
Etwas trickreich ist das Lösen der Mutter des Primärritzels. Das Gegenhalten der Kurbelwelle ohne Spezialwerkzeug und ohne Helfer ist nicht so einfach. Trick: Auspuffkrümmer abbauen und durch den Auslass ein Holzstück schieben, um den Kolben zu blockieren. Ein alter Pinsel tut's schon. Der Kupplungskorb muss auch runter. Nicht vergessen, die Muttern bei der Montage mit 25 bzw. 20 Nm festzuziehen und die Sicherungsbleche zu verstemmen.